Montag, 19. Februar 2007

Kaesspaetzle und andere tolle Sachen

Hallo aus Argentinien,
(Heute zeigen wir uns mal mit Kaesspaetzle und Salat)
ich glaube wir sind in einem unserer Traumlaender angekommen. Argentinien will ja gerne mit Italien verglichen werden, jetzt wissen wir auch warum. Jeder zieht sich hier schick an, abends wird ausgegangen und das Geld wird nicht ins Haus gesteckt, sondern eher in ein gutes Abendessen oder halt in Klamotten. So siehts aus. Durch diese Tatsache aendern sich natuerlich die entsprechenden Rahmenbedingungen, d.h. es gibt super Restaurants bzw. Lokale zum einkehren und jede Menge Laeden in denen die neueste Mode verkauft wird. So fuehlen wir uns ein bischen an Europa erinnert und das ist auch gut so. Wir geniesen es, dass es endlich wieder schoene Schaufenster zu bestaunen gibt, oder dass man ohne Gefahren abends bzw. nachts noch ausgehen kann. Genau nachts, das Leben faengt hier naemlich erst um 22 Uhr an. Dann geht man zum Abendessen und danach ist natuerlich alles offen.
So geniesen wir das Leben hier in Argentinien. Wir hatten allerdings auch einen fuerstlichen Einstieg. Zu Gast bei Silke (aus Ravensburg) und Riccardo (aus Mailand). Silke arbeitete bis vor 1,5 Jahren auch noch bei BBQ in Rottweil und entschied sich dann eine einjaehrige Argentinienreise zu machen. Dabei lernte sie ihren heutigen Mann Riccardo kennen, mit dem sie in den naechsten Wochen ein Bed & Breakfast aufmachen wird. Wir waren daher die ersten Gaeste und genossen 5 Tage lang Luxus. Den gibt es naemlich bei Silke und Riccardo. Das Haus hat 4 Doppelzimmer und 4 Aufenthaltsraeume. Von Fernsehzimmer, Bibliothek, Wintergarten und Kaminzimmer ist alles dabei, zu erwaehnen ist auch der riesige Garten. Wir hatten sogar ne Videothek im Hause. So sahen wir bei Kaminfeuer die neuesten Spielfilme. Ich koennte noch ewig so weiter machen. Wir lebten einfach wie im Traum. Wir koennen jedem weiterempfehlen mal nach Salta zu fahren und sich von Silke und Riccardo verwoehnen zu lassen, es lohnt sich. Man kann dort auch spanisch lernen, falls jemand Interesse hat. Ach ja, das Beste gabs dann am letzten Tag in Salta. Wir kochten gemeinsam Kaesspaetzle. Beim Genuss dieser kulinarischen Spezialitaet bekam man Heimatgefuehle, allerdings nur wenn man die Augen schloss und seine Fuesse dabei in den Kuehlschrank legte.
(Das Wohnzimmer im Hause "Carpe Diem", einfach zum Wohn(l)fuehlen)
Danke nochmals an Silke und Riccardo, es war zweifellos eine unserer schoensten Woche auf unserer Reise.
(Eines unserer gemeinsamen Essen, die immer genial schmeckten)
Von Salta selber koennen wir leider nicht viel berichten, da wir kaum das Haus verliesen. Dennoch bestaunten wir die beruehmten Kindermumien. Das war naemlich so: Die urspruenglichen Indianer aus den Anden glaubten durch Kinderopfer koennte man ein besseres Leben haben. So wanderten sie mit den schoensten Kindern des Stammes auf den hoechsten Gipfel, den es so in der Umgebung gab, schlaeferte die Kinder irgendwie ein und vergruben sie in einem Loch. So frohren sie aufgrund der Hoehe (6500 Meter) schnell ein und blieben auch nach 500 Jahren noch in recht gutem Zustand. Makaber aber wahr. Heute kann man einige Mumien der Kinder in Salta bestaunen. Es gab natuerlich riesigen Streit zwischen den Indianern und den Forschern, denn eigentlich sollte man sie auf dem Berg lassen. Aber die Wissenschaft war staerker. So konnte auch ich ein Bild von solch einer Mumie schiessen, ohne auf 6500 Meter Hoehe zu steigen. Hatte damit kein Problem, denn ich glaub auf keinen Fall auf ein besseres Leben durch Menschenopfer.
(Eine der geborgenen Kindermumien, das Kind war damals erst 6 Jahre alt, ein Fall fuer XY)
Danach gings zu den Iguazu Faelle, kennt wahrscheinlich keiner, ist ab
er ein Jammer. Denn immerhin sind es die groessten und auch beeindruckensten Wasserfaelle der Welt. Die Niagarafaelle passen da auf jeden Fall 3 mal rein. Insgesamt sind es 278 Wasserfaelle in allen Formen und Hoehen. Am Teufelsrachen stuerzen sich die Wassermassen des Rio Iguazu 80 Meter in die Tiefe. Und an einer Stelle der Faelle wurde das beruemte Filmplakat von "The Mission" aufgenommen. Ein Film mit Robert de Niro ueber den Aufbau einer Mission hier in der Gegend.
(Der Teufelsrachen von den Iguazufaellen, teuflisch spektakulaer)
(Einer der vielen Spots an den Iguazufaellen die einem den Atem rauben)
Fuer das ist dieses Gebiet auch beruemt. Vor 400 Jahren entstanden hier an mehreren Stellen Missionen. Sie wurden von Priestern gegruendet mit dem Ziel die hier ansaessigen Indianer zu missionieren, bzw. vor dem Sklavenhandel zu schuetzen. Das klappte auch ganz gut. Es entstanden Dorfgemeinschaften in denen jedem alles gehoerte und anders rum. Die Indianer lernten Lesen, Schreiben und Rechnen, lernten Berufe und so weiter. Alles war genial sozial. So wuchsen diese Gemeinschaften und wurden immer groesser. Bis es der spanischen und portugisischen Krone irgendwann zu viel oder besser gesagt zu unheimlich wurde und alles zerstoeren lies. Tragisch aber wahr. Wie gesagt, zu dem Thema gibt es einen super Film: "The Mission" mit Robert de Niro und eben diesem Wasserfall auf dem Titelbild.
(Das Eingangsportal der Ruine von der Mission San Ignazio Mini)
(Vor 400 Jahren erbaut und heut leider nur noch Ruine)
Ansonsten warten wir gerade auf unseren Bus nach Buenos Aires. Haben wir eigentlich schon erzaehlt wie gut und billig man hier essen kann? Nicht? Dann mach ich das naechstes Mal. Bilder kann ich aber schon mal zeigen und danach sagen wir "Tschuess".
(Auf dem Schwert bekommt man hier das Huehnchen serviert)
(Ne gute Flasche Wein gibts in Argentinien schon fuer 4 Pesos, umgerechnet einen Euro)
(Auf dem Land haben nicht alle Taxis Sitzplaetze)
(Zum Abschluss gibts noch Gruesse an die Kolleginnen und Kollegen von BBQ)
Yvonne und Alex

Donnerstag, 8. Februar 2007

Downhill, Uphill und vorwaerts

Hola desde Chile!!!

(Hallo auf 5640 m Hoehe)

die letzten beiden Wochen unserer Reise gehoerten zum groessten Teil Bolivien. Ein Land mit vielen Vorteilen, vor allem fuer sparsame Backpacker. Denn Bolivien ist mit Abstand das billigste Reiseland, das wir bisher besucht haben. So kann man fuer gut nen Euro ein Drei-Gaenge-Lunch bestellen, wo gibts denn sowas noch? Auch die Unterkuenfte, sowie die Busfahrten und natuerlich auch die ganzen Touren waren spottbillig. Toll. Auf den ersten Blick. Allerdings bleibt da meist einiges auf der Strecke. Zum Beispiel bei unserem Downhilltrip, war es definitiv die Sicherheit, bzw. die Sicherheitsstandarts.

(Als Schuhputzer in La Paz zeigt man auf keinen Fall sein Gesicht)

(Auf dem Hexenmarkt in La Paz gibt es allerhand eckliges Zeug zu kaufen)

Das war naemlich so: Es gibt in der Ecke um La Paz die gefaehrlichste Strasse der Welt, so nennt man sie zumindest. Die beginnt bei ca. 4700 Meter ueber Null und endet, wenn man sie mit dem Rad faehrt, nach 4 Stunden bei ca 1100 Meter, auch ueber Null. Das Beste daran ist, man muss nicht einmal in die Pedale treten, man faehrt nur bergab. Hoert sich super an, war auch so. Allerdings nur wenn man geuebter Radfahrer ist. Denn Sicherheit wird hier so klein geschrieben, wie bei Amazon.de die AGB´s. Wir sind uns naemlich im Nachhinein einig, dass es nicht die Abgruende bzw. die unbefestigte Fahrbahnen sind, was diese Strasse zur gefaehrlichsten Strasse der Welt macht. Nein, eher das nicht vorhandensein von Sicherheitsmassnahmen. So bekommt jeder ein Rad, das vorne und hinten einen Achter hat, zusammen also sechzehn. Dann funktionieren die Bremsen nur mangelhaft, was auch nicht der Sicherheit beitraegt. Dann werden schon mal gerne die Radhelme in der Office liegen gelassen. Dazu kommen noch die tollen Guides, die auf einen aufpassen sollten. Zumindest sollte einer hinter den Touris bleiben und einer vorneweg fahren, so wie man es halt vom Schulausflug gewohnt ist. Unsere Guides veranstallteten aber eher ein Wettrennen untereinander. So sahen wir sie in den 4 Stunden nur recht selten. Eigentlich nur dann, wenn unsere Maedels mal ne Pause brauchten, dann riefen sie naemlich zur Eile. Ja richtig verstanden zur Eile anstatt zur Ruhe, denn das Dinnerbuffet koennte ja sonst weg sein, wenn man zu spaet dran ist. Voellig daneben halt. Ihr seht schon, all diese Umstaende koennen eine Downhillfahrt auf einer eher idylischen unbefahrenen Passstrasse zur gefaehrlichsten Abfahrt der Welt machen. Vor allem wenn es dann noch meist junge Leute sind, die kaum Raderfahrung haben aber runterheizen als sei Ihnen der Teufel hinterher, was halt staendig vorkommt. So fiehlen uns auch nach der Tour, einige Touris in La Paz mit Schrammen im Gesicht, gebrochenen Armen und verdrehten Kniescheiben auf. Aber die hatten noch Glueck, denn immerhin verunglueckt ein Tourist pro Monat an dieser Abfahrt toedlich. Ins Gedaechtnis wird einem das gleich bei der Abfahrt gerufen, wenn man die unzaehlige Kreuze am Wegesrand passiert. Naja es gibt noch viel darueber zu erzaehlen, aber das reicht erst mal. Wir habens auf jeden Fall alle ueberlebt und sind auch gluecklich darueber. Denn wie gesagt, als geuebte Radfahrer war es eine wunderschoene Abfahrt.
(Ein Teilstueck der "Road of Death")

(Nicht Streckenbegrenzungen sondern Kreuze schmuecken den Rand der Strasse)

Da wir gerade bei Sicherheitsstandarts und billigen Touren sind. Uli und Eva, unsere Baienfurter Freunde, besuchten fuer nur 10 Dollar 4 Stunden lang eine Silbermiene. Es muss der totale Horror gewesen sein. Scheinbar ist diese Miene schon seit 5 Jahren hoch einsturzgefaehrdet, aber trotzdem jagt man noch Touris durch. Die Schaechte waren scheins so eng, dass man teilweise auf dem Bauch kriechen musste um weiterzukommen. Zurueck gings uebrigens gar nicht. Nur vorwaerts und noch weiter runter. Dazu kamen staendige Sprengungen die waehrenddessen liefen, so dass von der Decke staendig Steine runterrasselten. Es gab kein Licht und die Hitze war auch gross. Es gab viele Gaenge aber lange keinen Ausgang. Und es gab jede Menge Mienenarbeiter, die es eigentlich auch nicht dort unter aushalten und deshalb staendig Kokablaetter kauen oder 97 prozentigen Alkohol zu sich nehmen. Die Lebenserwartung eines Mienenarbeiters betraegt nach Arbeitsbeginn nur noch 10 Jahre. Hoert sich alles total grausam an, war aber so. Wir sahen Ulis Bilder und die sprachen Baende, muss der Hammer gewesen sein.

Solche Dinge kann man also in Bolivien erleben, fuer wenig Geld aber dafuer fuer umso mehr Risiko. Die Miene liessen wir aus, genauso wie das Gefaengnis in La Paz, das man unter Umstaenden besichtigen kann. Allerdings war hier die Gefahr, wieder heil rauszukommen. Aber diese Geschichte erzaehlen wir daheim.

Aber es gibt natuerlich auch viele schoene und einiger Massen sichere Sachen zu sehen. So waren wir 3 Tage mit nem Jeep durch die Salzwueste Richtung Chile unterwegs. Ausser den Pannen, die wir waehrend der Reise hatten, erlebten wir auch aufregend schoene Landschaften und eine einzigartige Tierwelt, mit Flamingos, Kojoten und allen Arten von Lamas. Wir uebernachteten sogar in einem Salzhotel, erbaut aus Salz. Witzig dabei war vor allem, dass das Essen oft fad schmeckte und wir nachsalzen mussten. War natuerlich kein Problem, ein Griff in egal welche Richtung und man hatte genuegend Salz zur Hand, bzw. in der Hand.

(Noch war unsere Gruppe in der Salzwueste gluecklich, tolle Landschaft und keine Pannen)

(Das konnte sich aber schlagartig aendern)

(Ziemlich salzig die Salzwueste)

Tja und nach dieser Tour waren wir auf einmal im Norden von Chile. Raus aus den Schwellenlaendern. Keine Malaria und kein Denge mehr, keine Gefahren in dunklen Naechten und aber auch keine billigen Geschichten mehr. Unser Geldbeutel spuerte dies bitter. Aus mit 1 Euro-Essen und 5 Dollar-Uebernachtungen. Europaeisches Flair mit europaeischen Preisen. Man kann halt nicht alles haben. So zahlten wir fuer ne 7 Stunden Tour in Chile 70 Dollar. Soviel kostete ne 3 Tages-Tour in Bolivien. Aber dafuer brachten uns ein Guide, der super englisch sprach und auch noch total nett war auf einen Berg mit 5640 Metern. Das hatten wir bisher auch noch nicht. Schritt fuer Schritt im Gaensemarsch gings hoch. Das Herz klopfte wie ein Specht beim Beutesuchen und die Lunge arbeitete wie Schumis Benzinpumpe im F50 . Aber Erfahrungen sammeln ist nunmal oberstes Gebot bei so einer Reise. Und die Erfahrung war super. In der trockensten und heissesten Wueste der Welt auf einem Gipfel von 5640 Metern. Unten im Dorf hats 40 Grad im Schatten und auf dem Gipfel froren wir uns bei -5 Grad den Arsch ab. Aber die Aussicht!!! Das Quaelen hat sich gelohnt. In fast allen Himmelsrichtungen ein anderes Land. So sahen wir Chile, Argentinien und Bolivien. Ja gut spektakulaer ist das fuer den Oberschwaben nicht, denn schliesslich hat man in Lindau das selbe nur mit anderen Laendern. Allerdings halt nur auf runden 450 Metern Hoehe, also mit weniger Sicht und dafuer aber mit mehr Sauerstoff.
(Die Atacama-Wueste mit ihren bizarren Landschaften)

So das wars mal wieder. Sehr viel erlebt aber halt doch noch nicht alles. Heute gehts naemlich weiter nach Argentinien, nach Salta ums genau zu sagen. Dort eroeffnet demnaechst Yvonnes Bekannte aus Ravensburg, die Silke mit Ihrem Mann, ein Bed &Breakfast. Und wir sind sozusagen mit die ersten Gaeste. Das ist doch was. Silke versprach uns sogar frisch gebackenes Brot und guten deutschen Kuchen. Also nichts wie hin. Da gibts bestimmt auch einiges zu erzaehlen. Aber das erst wieder beim naechsten Mal. Bis dahin sagen wir: "Hasta luego und Faria Hoh oder so".

(Keine Fotomontage, sondern real machbar in der Salzwueste)

Alex und Yvonne