Montag, 21. Mai 2007

Durchs Outback ohne Klimaanlage, eines der letzten grossen Abenteuer, die keiner braucht

G' day sagen wir nach ein paar bezaubernden, anstrengenden, schwuel-heissen und abenteuerlichen Wochen und zwar heute aus Townsville an der Ostkueste Australiens, oder besser mitten in der Zivilisation, die wir gegen Ende der letzten Wochen so sehr vermissten.

(Erschoepft nach 8000 km Fahrt erreichten wir Queensland, unseren Platz zum Ausspannen)

Aber nun zur Fahrt nach Townsville, die ja immerhin 4 Wochen dauerte und in der wir unglaubliche 8 000 km zuruecklegten. Angefangen hats noerdlich von Perth oder besser gesagt, dort hats aufgehoert, das normale Leben unter vielen Nachbarn. Ab sofort gab es keine vielen Nachbarn mehr, da es zum einen kaum noch Orte gab und wenn dann nur kleine. So faehrt man gerne mal 600 km um dann am Ortschild eine Bevoelkerungsdichte von ebenfalls 600 Seelen zu lesen. OK manchmal waren es auch ein paar mehr, genauso wie es manchmal auch ein paar weniger waren. Wie zum Beispiel die Roadhaeuser die ploetzlich aus dem Nichts erscheinen und eine Einwohnerdichte von 4 bis 8 Bewohnern haben. Dort hatten wir auch mal die Gelegenheit mit einem der vielen Working-Visa-Travellern zu sprechen. Der arme war aus Deutschland und ausser ihm gab es nur noch 5 andere "maennliche" Bewohner in seinem Roadhouse-Dorf. Er hatte nen 2 Wochen-Vertrag unterschrieben, was er schon nach einem Tag bereute. Sein Arbeitstag war so eintoenig und die netten Nachbarn so weit weg, dass er abends noch 10 Runden ums Roadhouse joggte musste um nachts ueberhaupt einschlafen zu koennen. Also nicht gerade erfuellt, das Leben in einem Roadhouse.


(Einsame Strassen im Westen, und dann auch noch Gravel-Road, was unserem Franz Ferdinand schwer zu schaffen machte, so liess er nach dieser Fahrt die Stossstange schief haengen)


(Dicke Baeume in den Kimberlys, kommt vom vielen Junk Food, das man hier im Outback gerne isst)


So fuhren wir 4 Wochen durchs westliche Outback und staunten nicht schlecht, dass sich diese Situation nicht wirklich aenderte. Was macht man in solchen Stadten in "the middle of nowhere", fragt ihr euch bestimmt? Wir fragten es uns auch die ganze Zeit. Also entweder gabs da ne Miene, in der armseelige Junggesellen arbeiteten um ihren Traum von Reichtum verwirklichen zu koennen (Monatsgehalt 10 000 Dollar Netto), oder eben auch Familienvaeter, die dann noch einsamer waren, oder aber Frau und Kind dabei, was nicht besser war, da dann meistens letztere einsam waren. Gut manche sagen, "it's ok" was so viel heisst wie "net schlecht" aber was auch heisst "nicht gut". Tauschen wollten wir auf jeden Fall nicht. Aber interessant wars allemal. Vor allem die rauen Sitten in solchen Staedten laesst einen an eine Art Wild-West-Romantik erinnern.
Oder zum anderen waren es kleine Doerfer die neben Touristattraktionen entstanden, die zwar etwas schoener anzusehen waren, aber in denen auch der Hund begraben war.


(Road-Trains versorgen die verlassen Staedte mit Waren im Outback und die Adler mit Frischfleisch am Strassenrand)


(Eine der vielen Gorges, schoen zum fotografieren und noch schoener zum Reinsspringen)

Was sahen wir noch, ach ja, da waren die vielen Aborignis, die ersten Bewohner des Kontinentes. Die sahen wir auch, was allerdings eher ein trauriges Bild war. Denn mit einer bestohlenen oder besser gesagt ueberrumpelten Lebensweise laesst sich im heutigen Australien nichts mehr machen. So trottet man dahin, laesst sich woechentlich einen Scheck vom Staat ausstellen und loest ihn dann auch gleich beim naechsten "Liquer Shop" ein. So liegen viele von ihnen am Morgen, Mittag und Abend in den Parks, Strassen, Gehwegen und sonst wo trinken ihren Alkohol und schreien sich gegenseitig an. Hoert sich hart an, ist aber leider so. Natuerlich sind sie daher auch Grund zu unzaehligen Diskussionen unter den Urlaubern und der einheimischen Bevoelkerung. Ziemlich heftigen Diskussionen und krassen Meinungen. So sind die Urlauber eher der Meinung man muesste doch was dagegen tun und die Einheimischen sind der Meinung man tut schon viel zu viel. Es ist schwer sich dabei ne eigene Meinung zu bilden, da wir eh nur Stimmen von Urlaubern und Einheimischen und nicht die der Aboriginies gehoert haben. Aber es ist offensichtlich, dass es bisher keine gute Loesung gibt und dass noch viele Jahre bzw. Jahrzehnte vergehen, bis sich die Situation einigermassen entspannt hat.

(Aboriginis vor einem Bottle Shop, Treffpunkt in vielen Stadten im Outback)

(Ein mutiger deutscher Kollege, der kein zweites Mal ne Schlange ueberfahren wollte)

So nun noch zum Schoenen. Natuerlich kann man davon ausgehen, dass durch die duerftige Besiedelung Westaustraliens ein riesiges Gebiet an Natur unangetastet blieb. Und so war es auch. Wir sahen eine atemberaubende Natur und unglaublich viel Tierleben. So huepften abends Kangorus auf dem Zeltplatz umher, die sich auch gerne mal beim Schalfen an nen warem Koerper anlehnten, Yvonne hatte die Gelegenheit Delfine zu fuettern und zwar Delfine die im Meer und nicht im Aquarium leben und die freiwillig einem bis vor die Fuesse schwimmen um nen kleinen Fisch aus der Hand zu fressen. Wir bewunderten riesige Adler die man hier sehr leicht beobachten kann, da ihre Beute meist am Rand des Highways liegt und zwar taeglich frisch (weniger schoen anzuschaun), wir entdeckten unsere Begeisterung fuer Voegel, die es hier in allen Farben und sehr zahlreich zu beobachten gibt, besonders die Pelikane sind uns ans Herz gewachsen. Nicht zu vergessen war das Schnorcheln um den Ort Exmouth, wo man ganze Korallenbaenke vom Strand aus beschnorcheln konnte und dabei mit aller Arten von Fischen um die Wette tauchte. Auch die Natur zeigte sich in aller Schoenheit, Sonnenuntergaenge wie aus dem Bildband, rote Gesteinsformationen soweit das Auge reichen kann, tiefe Schluchten, dicke Baeume und Wasserfaelle mit angrenzenden Wasserloechern die immer zum Reinspringen einluden. Was soll man sagen, Australiens Natur ist einfach wunderschoen.


(Diese Delfine gehoeren den zwei Familien an, die schon seit 40 Jahren immer um 8 Uhr zum Fruehstueck an den Strand von Monkey Mia geschwommen kommen )




(Auch dieser Pelikan geniesst die Vorzuege der modernen Welt in Monkey Mia)




(Kitschiger Sonnenuntergang, das Highlight in Broome. Sonst gibts dort auch nicht viel mehr zu sehen)

Zum Schluss wollen wir noch unser neues Gefuehl beschreiben, dass sich doch die letzten beiden Wochen einschlich. Denn es waren unglaublich, lange und einsame Fahrten die wir hinter uns bringen mussten, wie gesagt immerhin 8000 km. Und das manchmal bei 40 Grad Hitze und mehr. Ohne Klimaanlage und mit nem fast 30 Jahre alten Auto. Was will man da sagen, es blieb immer spannend und abenteuerlich. So kam langsam das Gefuehl des ausgebrannt sein auf. Denn immerhin sahen wir die letzten 10 Monate soviele Tiere und Landschaften. Und jetzt gegen Ende, wenn man sozusagen eher satt ist, muss man auch noch mit den Qualen solcher Langstreckenfahrten leben. Wir wollten am Ende keine Kilometer mehr fuer irgendeine Felsformation oder fuer nen Wasserfall runterreisen. So beschlossen wir einstimmig, dass eigentlich das Reisen ein Ende haben muss und dafuer der Urlaub einen Anfang. Also keine Extrastrecke nach Darwin und Alice Springs, wo wir ja beide vor 6 Jahren schon mal waren. Nein, lieber ausspannen. So ueberlegten wir wo wir das am besten koennen, mit all den Dingen die wir die letzten Wochen so vermisst haben. Und wir entschieden uns fuer die Ostkueste. So wurde unser sehnlichster Wunsch, ein schoener Ort an der Ostkueste, mit schoenem Strand, schoener Promenade, schoenem Meer, Eiscafes, Kinos, Fussgaengerzone, Shoppingmalls, Internet, Buecherei, vielen Leuten und was sonst noch alles zum Wohlfuehlen fuer ausgebrannte Traveller dazugehoert. Und das alles nicht mehr aus dem Auto raus, sondern aus nem Appartment mit eigener Kueche.

(Keine Menschen aber jede Menge Muecken findet man im Outback. Man ist also doch nicht so alleine)

Und genau das machen wir jetzt auch. Wir sind an der Ostkueste angekommen (Hut ab vor Franz Ferdinand unserem Auto), haben uns in Townsville ein Appartment mit Meerblick genommen, kochen nun in unserer eigenen Kueche, lassen das Auto in der Tiefgarage und geniesen den Tag. Von daher werden wir nun an den Strand laufen, ne Runde im Meer baden (mit der kleinen Sorge nicht von ner Qualle zu Tode beruehrt zu werden) dann gibts nen Eiscafe an der Promenade, dann wird gekocht, zur Verdauung noch nen Abendspaziergang zum Einschlafen ne DVD schaun und nach den Schlafen wachen wir auf und wiederholen den gestrigen Tag von vorn.


(Willkommen im Paradies, Strand aus Muscheln, gruenes Meer, blauer Himmel, Shell Beach an der Westkueste)

So machen wir Schluss mit dem Reisen und Beginnen mit dem Ausruhen, haben unser Paradies erreicht und sagen "Carpe diem" nach good old Germany.

Yvonne und Alex