Donnerstag, 8. Februar 2007

Downhill, Uphill und vorwaerts

Hola desde Chile!!!

(Hallo auf 5640 m Hoehe)

die letzten beiden Wochen unserer Reise gehoerten zum groessten Teil Bolivien. Ein Land mit vielen Vorteilen, vor allem fuer sparsame Backpacker. Denn Bolivien ist mit Abstand das billigste Reiseland, das wir bisher besucht haben. So kann man fuer gut nen Euro ein Drei-Gaenge-Lunch bestellen, wo gibts denn sowas noch? Auch die Unterkuenfte, sowie die Busfahrten und natuerlich auch die ganzen Touren waren spottbillig. Toll. Auf den ersten Blick. Allerdings bleibt da meist einiges auf der Strecke. Zum Beispiel bei unserem Downhilltrip, war es definitiv die Sicherheit, bzw. die Sicherheitsstandarts.

(Als Schuhputzer in La Paz zeigt man auf keinen Fall sein Gesicht)

(Auf dem Hexenmarkt in La Paz gibt es allerhand eckliges Zeug zu kaufen)

Das war naemlich so: Es gibt in der Ecke um La Paz die gefaehrlichste Strasse der Welt, so nennt man sie zumindest. Die beginnt bei ca. 4700 Meter ueber Null und endet, wenn man sie mit dem Rad faehrt, nach 4 Stunden bei ca 1100 Meter, auch ueber Null. Das Beste daran ist, man muss nicht einmal in die Pedale treten, man faehrt nur bergab. Hoert sich super an, war auch so. Allerdings nur wenn man geuebter Radfahrer ist. Denn Sicherheit wird hier so klein geschrieben, wie bei Amazon.de die AGB´s. Wir sind uns naemlich im Nachhinein einig, dass es nicht die Abgruende bzw. die unbefestigte Fahrbahnen sind, was diese Strasse zur gefaehrlichsten Strasse der Welt macht. Nein, eher das nicht vorhandensein von Sicherheitsmassnahmen. So bekommt jeder ein Rad, das vorne und hinten einen Achter hat, zusammen also sechzehn. Dann funktionieren die Bremsen nur mangelhaft, was auch nicht der Sicherheit beitraegt. Dann werden schon mal gerne die Radhelme in der Office liegen gelassen. Dazu kommen noch die tollen Guides, die auf einen aufpassen sollten. Zumindest sollte einer hinter den Touris bleiben und einer vorneweg fahren, so wie man es halt vom Schulausflug gewohnt ist. Unsere Guides veranstallteten aber eher ein Wettrennen untereinander. So sahen wir sie in den 4 Stunden nur recht selten. Eigentlich nur dann, wenn unsere Maedels mal ne Pause brauchten, dann riefen sie naemlich zur Eile. Ja richtig verstanden zur Eile anstatt zur Ruhe, denn das Dinnerbuffet koennte ja sonst weg sein, wenn man zu spaet dran ist. Voellig daneben halt. Ihr seht schon, all diese Umstaende koennen eine Downhillfahrt auf einer eher idylischen unbefahrenen Passstrasse zur gefaehrlichsten Abfahrt der Welt machen. Vor allem wenn es dann noch meist junge Leute sind, die kaum Raderfahrung haben aber runterheizen als sei Ihnen der Teufel hinterher, was halt staendig vorkommt. So fiehlen uns auch nach der Tour, einige Touris in La Paz mit Schrammen im Gesicht, gebrochenen Armen und verdrehten Kniescheiben auf. Aber die hatten noch Glueck, denn immerhin verunglueckt ein Tourist pro Monat an dieser Abfahrt toedlich. Ins Gedaechtnis wird einem das gleich bei der Abfahrt gerufen, wenn man die unzaehlige Kreuze am Wegesrand passiert. Naja es gibt noch viel darueber zu erzaehlen, aber das reicht erst mal. Wir habens auf jeden Fall alle ueberlebt und sind auch gluecklich darueber. Denn wie gesagt, als geuebte Radfahrer war es eine wunderschoene Abfahrt.
(Ein Teilstueck der "Road of Death")

(Nicht Streckenbegrenzungen sondern Kreuze schmuecken den Rand der Strasse)

Da wir gerade bei Sicherheitsstandarts und billigen Touren sind. Uli und Eva, unsere Baienfurter Freunde, besuchten fuer nur 10 Dollar 4 Stunden lang eine Silbermiene. Es muss der totale Horror gewesen sein. Scheinbar ist diese Miene schon seit 5 Jahren hoch einsturzgefaehrdet, aber trotzdem jagt man noch Touris durch. Die Schaechte waren scheins so eng, dass man teilweise auf dem Bauch kriechen musste um weiterzukommen. Zurueck gings uebrigens gar nicht. Nur vorwaerts und noch weiter runter. Dazu kamen staendige Sprengungen die waehrenddessen liefen, so dass von der Decke staendig Steine runterrasselten. Es gab kein Licht und die Hitze war auch gross. Es gab viele Gaenge aber lange keinen Ausgang. Und es gab jede Menge Mienenarbeiter, die es eigentlich auch nicht dort unter aushalten und deshalb staendig Kokablaetter kauen oder 97 prozentigen Alkohol zu sich nehmen. Die Lebenserwartung eines Mienenarbeiters betraegt nach Arbeitsbeginn nur noch 10 Jahre. Hoert sich alles total grausam an, war aber so. Wir sahen Ulis Bilder und die sprachen Baende, muss der Hammer gewesen sein.

Solche Dinge kann man also in Bolivien erleben, fuer wenig Geld aber dafuer fuer umso mehr Risiko. Die Miene liessen wir aus, genauso wie das Gefaengnis in La Paz, das man unter Umstaenden besichtigen kann. Allerdings war hier die Gefahr, wieder heil rauszukommen. Aber diese Geschichte erzaehlen wir daheim.

Aber es gibt natuerlich auch viele schoene und einiger Massen sichere Sachen zu sehen. So waren wir 3 Tage mit nem Jeep durch die Salzwueste Richtung Chile unterwegs. Ausser den Pannen, die wir waehrend der Reise hatten, erlebten wir auch aufregend schoene Landschaften und eine einzigartige Tierwelt, mit Flamingos, Kojoten und allen Arten von Lamas. Wir uebernachteten sogar in einem Salzhotel, erbaut aus Salz. Witzig dabei war vor allem, dass das Essen oft fad schmeckte und wir nachsalzen mussten. War natuerlich kein Problem, ein Griff in egal welche Richtung und man hatte genuegend Salz zur Hand, bzw. in der Hand.

(Noch war unsere Gruppe in der Salzwueste gluecklich, tolle Landschaft und keine Pannen)

(Das konnte sich aber schlagartig aendern)

(Ziemlich salzig die Salzwueste)

Tja und nach dieser Tour waren wir auf einmal im Norden von Chile. Raus aus den Schwellenlaendern. Keine Malaria und kein Denge mehr, keine Gefahren in dunklen Naechten und aber auch keine billigen Geschichten mehr. Unser Geldbeutel spuerte dies bitter. Aus mit 1 Euro-Essen und 5 Dollar-Uebernachtungen. Europaeisches Flair mit europaeischen Preisen. Man kann halt nicht alles haben. So zahlten wir fuer ne 7 Stunden Tour in Chile 70 Dollar. Soviel kostete ne 3 Tages-Tour in Bolivien. Aber dafuer brachten uns ein Guide, der super englisch sprach und auch noch total nett war auf einen Berg mit 5640 Metern. Das hatten wir bisher auch noch nicht. Schritt fuer Schritt im Gaensemarsch gings hoch. Das Herz klopfte wie ein Specht beim Beutesuchen und die Lunge arbeitete wie Schumis Benzinpumpe im F50 . Aber Erfahrungen sammeln ist nunmal oberstes Gebot bei so einer Reise. Und die Erfahrung war super. In der trockensten und heissesten Wueste der Welt auf einem Gipfel von 5640 Metern. Unten im Dorf hats 40 Grad im Schatten und auf dem Gipfel froren wir uns bei -5 Grad den Arsch ab. Aber die Aussicht!!! Das Quaelen hat sich gelohnt. In fast allen Himmelsrichtungen ein anderes Land. So sahen wir Chile, Argentinien und Bolivien. Ja gut spektakulaer ist das fuer den Oberschwaben nicht, denn schliesslich hat man in Lindau das selbe nur mit anderen Laendern. Allerdings halt nur auf runden 450 Metern Hoehe, also mit weniger Sicht und dafuer aber mit mehr Sauerstoff.
(Die Atacama-Wueste mit ihren bizarren Landschaften)

So das wars mal wieder. Sehr viel erlebt aber halt doch noch nicht alles. Heute gehts naemlich weiter nach Argentinien, nach Salta ums genau zu sagen. Dort eroeffnet demnaechst Yvonnes Bekannte aus Ravensburg, die Silke mit Ihrem Mann, ein Bed &Breakfast. Und wir sind sozusagen mit die ersten Gaeste. Das ist doch was. Silke versprach uns sogar frisch gebackenes Brot und guten deutschen Kuchen. Also nichts wie hin. Da gibts bestimmt auch einiges zu erzaehlen. Aber das erst wieder beim naechsten Mal. Bis dahin sagen wir: "Hasta luego und Faria Hoh oder so".

(Keine Fotomontage, sondern real machbar in der Salzwueste)

Alex und Yvonne